Jeden Monat beginnt er aufs neue und begleitet uns von Pubertät bis Menopause: Der Menstruationszyklus. Er hat Einfluss auf unsere Stimmung, Haare, Haut, Körperbewusstsein, Lust und vieles mehr. Häufig wissen wir gar nicht so richtig, was da wirklich in uns abgeht. In der Theorie sind alle Abläufe bekannt. Aber wem wurde das eigentlich in der Schule oder von den Eltern verständlich erklärt?
Für viele ist der Zyklus noch immer ein Mysterium. Damit das nicht so bleibt, hier die wichtigsten Infos dazu kompakt und einfach erklärt:
Zyklus Fakten to go
Von Geburt an sind etwa ein bis zwei Millionen Eizellen in den Eierstöcken angelegt. Zum Zeitpunkt der ersten Periode sind es noch 400.000 Eizellen.
Die erste Periode, auch Menarche genannt, bekommen Mädchen und Menschen mit Gebärmutter und Eierstöcken etwa zwischen dem 9. und 16. Lebensjahr. Der Durchschnitt liegt bei 12,5 Jahren.
Der Zyklus hat ca. 28 Tage. Die „normale“ Spanne liegt zwischen 21/23-35 Tagen.
Der Zyklus wird in zwei Phasen unterteilt: die Follikelphase und die Lutealphase. Vier Hormone sind hierbei wichtig: 1. Östrogen, 2. Follikelstimulierendes Hormon (FSH), 3. Luteinisierendes Hormon (LH) und 4. Progesteron. Mehr dazu gleich. Zum Eisprung gibt uns außerdem ein 5. Hormon, das Testosteron, den special Lust-Kick.
Ein neuer Zyklus beginnt immer mit dem ersten Tag der Menstruation. Ja, am ersten Tag der Blutung, nicht am Letzten.
Der Eisprung findet ungefähr in der Mitte des Zyklus statt.
Eine Eizelle ist ca. 12-16 Stunden (maximal 24 Stunden) befruchtungsfähig. Spermien leben/“überleben” im weiblichen Körper zwischen zwei und fünf Tagen. Das heißt, an maximal sechs Tagen im Zyklus kann man schwanger werden.
Mit dem Eisprung bis spätestens 2 Tage dannach steigt meist die Körpertemperatur um 0,2-0,5°C an.
Als Wechseljahre oder Klimakterium wird der Zeitraum der hormonellen Umstellung vor der letzten Periode - der Menopause - bezeichnet. Beginn und Dauer der Wechseljahre sind von Frau zu Frau sehr unterschiedlich. Der Durchschnitt liegt hier bei 47,5 Jahren. Mit 52 Jahren haben etwa die Hälfte aller Frauen ihre letzte Regelblutung hinter sich. Der Zeitraum nach der letzten Regelblutung wird im deutschsprachigen Raum Perimenopause genannt, im Amerikanischen heißt sie weiter Menopause.
Der Menstruationszyklus - ein wiederkehrender Akt in vier Teilen
Teil 1: Die Menstruation
Mit dem ersten Tag der Menstruation beginnt die Follikelphase. Hierbei wird die alte Schleimhaut als Start in einen neuen Zykus abgestoßen.
Teil 2: Die (späte) Follikelphase
Sie steht im Zeichen von Neustart und Wachstum und beginnt mit dem ersten Tag der Menstruationsblutung. Die alte Schleimhaut wird abgestoßen. Das weibliche Geschlechtshormon Östrogen sorgt für den Neuaufbau der Schleimhaut. Gemeinsam mit dem Follikelstimulierenden Hormon, kurz FSH bewirkt es das Follikelwachstum in den Eierstöcken. Jeder Follikel enthält in der Regel eine Eizelle. Pro Menstruationszyklus reifen etwa 15-20 Follikel heran. Das Östrogen lässt uns sexy und voller Energie fühlen. Es macht also alles bereit zur Befruchtung.
Teil 3: Die Ovulation
Die hohe Östrogenkonzentration in der Mitte des Zyklus führt zu einem sprunghaften Anstieg des Luteinisierenden Hormons, kurz LH, welches dann - endlich - den Eisprung auslöst. Meist schafft nur ein Follikel, das sogenannte dominante Follikel, den Eisprung. Manchmal sind es aber auch zwei oder sogar mehr. Das Ei wird von dem Eileiter aufgefangen und schwimmt durch ihn in Richtung Gebärmutterhöhle. In der Mitte des Zykluses ist deshalb - dem Östrogen sei Dank - unsere Lust am höchsten. Klar, das Ei will befruchtet werden ;-) .
Übrigens: Kommt es zur Befruchtung, findet diese bereits im Eileiter statt.
Teil 4: Die Lutealphase
Sie steht im Zeichen von Nestbau. Maßgeblich hierfür ist das weibliche Geschlechtshormon Progesteron. Es wird von der nach dem Eisprung überbleibenden Follikelhülle produziert, welche auch Gelbkörper oder Corpus luteum genannt wird - daher der Name Lutealphase. Die Schleimhaut bleibt hoch aufgebaut und wird gut durchblutet, so dass sich ein befruchtetes Ei gerne einnisten möchte. Das Progesteron macht außerdem, dass wir uns in dieser Phase nach etwas Ruhe und Bindung sehnen. Schon wieder ganz schön clever, die Natur.
Wird das Ei allerdings nicht befruchtet, leitet der Körper die nächste Menstruation ein. Der Progesteronspiegel sinkt, Schleimhaut und Ei bluten ab. Dies ist der Anfang des nächsten Zyklus. Der Kreislauf beginnt von vorn.
Wo im Zyklus können Schmerzen auftreten und warum?
1. In der Mitte des Zyklus - der Mittelschmerz
Wie oben erklärt, “platzt” bei jedem Eisprung eine Follikelzyste. Dabei wird etwas Flüssigkeit frei, die im Bauchraum zu Reizungen oder Schmerzen führen kann. Eine andere Theorie für den Mittelschmerz ist ein Kapselspannungsempfinden der Follikelzyste, die kurz vor dem Eisprung ist. Frauen, die besonders achtsam mit sich sind, merken ihren Eisprung häufig ganz genau. Sie beschreiben ein einseitiges Zwicken in der Mitte des Zyklus.
2. Ein bis drei Wochen vor der Menstruation - PMS-Beschwerden
Hier können alle Beschwerden des prämenstruellen Syndroms (PMS) auftreten. Es sind über 150 Symptome beschrieben, zum Beispiel: Stimmungsschwankungen bis depressive Episoden, Rückenschmerzen, Gereiztheit, Kopfschmerzen, Migräne, Akne, u.v.m.. Mehr dazu könnt ihr in meinem Artikel “Dem PMS-Monster auf der Spur” in diesem Blog lesen.
3. Krämpfe während der Menstruation
Die Menstruationsbeschwerden werden in der Regel durch das Zusammenziehen der Gebärmutter verursacht, was als schmerzhafte Krämpfe empfunden werden kann. Dabei löst sich die alte Schleimhaut und blutet ab. Von Natur aus sollte die Menstruation allerdings nicht schmerzhaft sein, dass sie den Alltag negativ beeinflusst.
Interessanter Medizin Fakt: Alkohol und Kaffee können die Menstruationsbeschwerden verstärken. Alkohol entzieht dem Körper Wasser und Magnesium, Koffein kann die Blutgefäße verengen und damit zu einer schlechteren Durchblutung führen. Beides verschlimmert die schmerzhaften Krämpfe und sollte deshalb bei Menstruationsbeschwerden besser vermieden oder zumindest nur in Maßen genossen werden.
Zusätzlich können Entzündungen, Endometriose, Fremdkörper, Myome oder Polypen Beschwerden machen. Bei stärkeren oder anhaltenden Schmerzen sollte man einen Checkup bei der Gynäkolog*in machen.
Tipp von der Fachfrau
Der weibliche Zyklus ist der Hammer, nicht wahr? All die biologischen Prozesse, welche in uns ablaufen und die unterschiedlichsten Gefühle, Stimmungen und Empfinden verursachen. Und so mysteriös oder schwer zu verstehen ist er gar nicht, oder? Ich hoffe, ich konnte mit diesem Artikel zu mehr Aufklärung beitragen und das ein oder andere Licht ins Dunkel bringen.
Es ist so wertvoll seinen eigenen Zyklus zu kennen. Nicht nur, um Schmerzen zu vermeiden oder wenn man schwanger werden möchte. Jederzeit können wir seine Phasen für uns nutzen. Am Anfang des Zyklus können wir beispielsweise am besten voller Energie und Kreativität in neue Projekte starten. Am Ende des Zyklus empfiehlt es sich, sich bewusst etwas mehr Ruhe und Wellness zu gönnen. Um sich selbst und seinen Zyklus besser kennen zu lernen, empfehle ich einen Zykluskalender zu führen. Wenn man dann noch Fragen zu seinem Zyklus oder Beschwerden hat, hat man damit eine super gute Grundlage für das Gespräch mit der Gynäkologin/dem Gynäkologen.
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