Im November 2022 habe ich auf dem Period of Change Kongress in Hamburg einen Vortrag gehalten über die Chancen ganzheitlicher Therapiekonzepte bei Zyklusbeschwerden und PMS. Die Period of Change ist ein fachgruppenübergreifender Kongress für Expert*innen, die sich mit alle mit meinem Lieblingsthema beschäftigen: dem Menstruationszyklus. Ein Ort, wo die verschiedensten Expert*innen, ob Ärztin, Physiotherapeut*in, Heilpraktiker*in oder Coaches, miteinader ins offene Gespräch kommen können, sich vernetzen und voneinander lernen. Heute habe ich es endlich geschafft die Zusammenfassung meines Vortrags für das Kongressheft zu schreiben und weil diese so schön geworden ist, darf sie auch in meinem Blog einen Platz haben.
Es folgt ein Einblick in meine Vision der Mindful Medicine mit ganzheitlichen Therapiekonzepten bei Zyklusbeschwerden und PMS, umrahmt von einem Miteinander aller Expert*innen. Mein Statement für eine menschenzentrierte Medizin:
"In der Gesellschaft wird der Wunsch nach ganzheitlichen Therapiekonzepten immer lauter. Ganzheitlich bedeutet den Menschen in seiner Ganzheit, also Körper, Geist, für manche auch die Seele zu beobachten und bei Beschwerden alle Ebenen zu behandeln. In der klassischen naturwissenschaftlich orientierten „Schulmedizin“ scheint dafür keine Zeit zu sein. Alternativ medizinische Konzepte definieren sich hingegeben häufig darüber, eine ganzheitliche Betrachtung des Menschen bewusst an erster Stelle zu setzen und analysieren dabei das Leben und den Lebensstil der jeweiligen Person aufs Genauste - zwar mit weniger wissenschaftlicher Evidenz, aber scheinbar guten Erfahrungswerten. Nur sind sie dadurch wirklich eine medizinische Alternative zur klassischen Medizin oder können wir es vielmehr schaffen, sie als Ergänzung - also Komplementärmedizin, in reguläre Therapiekonzepte mit einzubauen und erst dadurch optimal behandeln?
Gerade im Bereich von Zyklusbeschwerden und dem prämenstruellen Syndrom gibt es eine Vielzahl von therapeutischen Möglichkeiten, die nicht im Medizinstudium gelernt werden, aber großes Potential zeigen und von Menschen mit Zyklusbeschwerden gut angenommen werden, zum Beispiel aus der Naturheilkunde, dem Ayurveda, der TCM, dem Yoga, der Mediation oder der MBSR. Es ist wichtig, dass Gynäkolog*innen in der Praxis und Klinik davor nicht die Augen verschließen, sondern darin eine Chance sehen, gemeinsam mit ihren Patient*innen und vielleicht auch anderen Expert*innen moderne Therapiekonzepte zu entwickeln. Denn zum einen ist die evidenzbasierte Medizin im Bereich der Behandlung von PMS noch ausbaufähig. Zum anderen bietet das aktuelle Setting in einer ärztlichen Praxis in den meisten Fällen nicht die Möglichkeit, ein so intensives Aufklärungsgespräch über den Menstruationszyklus und den Einfluss von Lebensgewohnheiten wie Schlaf, Ernährung, Bewegung oder Stress auf diesen zu führen, wovon die Patient*innen jedoch unfassbar viel profitieren würden und was sie in einen nachhaltigen Wandel begleiten könnte. Genau dafür gibt es Expert*innen für Ernährung, Stressmanangement, Entspannungstechniken, Psycholog*innen und viele weitere Akteur*innen, die Zeit und Fachkompetenz haben. Die Herausforderung in ganzheitlichen Therapiekonzepten liegt also darin, alles Fachwissen zu kombinieren, was uns zur Verfügung steht.
Mindful medicine bedeutet hier also: achtsam beobachten, individuell behandeln und Hand in Hand mit allen Gesundheit*sakteur*innen arbeiten, um Zyklusbeschwerden und PMS bestmöglich zu behandeln. Letztendlich soll das Ziel sein, Menschen kompetent aufzuklären und sie dahin zu führen, ihre Gesundheit - mit Hilfe aber ohne Abhängigkeit zu Ärzt*innen und Therapeut*innen - selbstbewusst und selbstwirksam zu gestalten."
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